2013-03-17

Minolta (Maxxum) 7000


Kaum ein anderes analoges SLR-Modell hat die Kameraindustrie so entscheidend verändert wie Minolta's 7000 AF (in den USA: Maxxum 7000, in Japan: alpha 7000), der deutsche Wikipedia Artikel spricht vom Sputnikschock der Fotoindustrie. Als sie Anfang 1985 auf den Markt kam, ist sie erstmal nur die erste Autofokus Kleinbild Spiegelreflex für Wechselobjektive mit einem im Gehäuse integrierten Fokusmotor, kurz: die erste moderne AF-SLR. Das alleine erklärt aber nicht ihren durchschlagenden Erfolg, den sie damals hatte. Der kommt daher, dass sie alle aktuellen Neuentwicklungen in sich vereinte, bei denen sie zwar nicht die erste war, aber zumindest zu den ersten gehörte:
  • Computer gesteuerte (wählbar) Programm-, Zeit- und Blendenautomatik (Canon A-1, 1978)
  • eingebauter motorischer Filmtransport inkl. automatische Filmeinfädelung (Konica FS-1, 1979)
  • LCD Display im Sucher (Nikon F3, 1980)
  • Steuerung über Tiptasten statt traditioneller Einstellräder (Pentax ME-Super, 1980)
  • TTL-AF Sensor per passiver Kontrast Erkennung (Pentax ME-F, 1981)
  • Multi-LCD Display zur Darstellung der eingestellten Parameter (Pentax Super-A, 1983)
  • motorische Filmrückspulung (Canon T70, 1984)
  • leichtes Gehäuse, vollständig aus Kunststoff (Konica TC-X, 1984)
  • automatische Erkennung der Filmempfindlichkeit per DX-code (Konica TC-X, 1984)
...und noch einige andere "Kleinigkeiten". In der SLR Kamerageschichte ist das höchstens vergleichbar mit dem Erscheinen der Nikon F (1959), die damals auch alles technisch verfügbar Beste in sich vereinte und damit das Erscheinungsbild von KB Spiegelreflexkameras bis ... ja bis zur Minolta 7000 AF... prägte.
Gut zu erkennen ist Minoltas neues A-Bajonett mit den 5 elektrischen Kontakten und der kleinen AF-Motor-Kupplung unten rechts. Der Spiegel war strukturiert halbdurchlässig, um Licht und Informationen für den AF-Sensor im Boden der Kamera durchzulassen und aufzubereiten.
Minolta ging damals volles Risiko mit einem neuen Bajonett (und Auflagemaß!), einer ganzen Reihe passender Objektive und weiterem Systemzubehör, was nicht mehr zu den existierenden Minolta Kameras passte. Minolta setzte also alles auf eine Karte und gewann: Die Kamera katapulierte Minolta an die Spitze der japanischen Kameraindustrie. Die Konkurrenten folgten recht bald (müssen also schon das eine oder andere in der Entwicklungspipeline gehabt haben): Nikon F-501, Canon EOS 650, Pentax SFX und Olympus OM-707. Letztere war fast ein Klon der Minolta und interessanterweise die am wenigsten erfolgreiche von allen. Minolta nutzt auch seinen Vorsprung und baut das System mit weiteren Kameras aus. Klassische nicht-Autofokus SLR's existierten natürlich noch eine Weile, aber die Minolta 7000AF wurde schnell zum Archetyp moderner Spiegelreflexkameras.



Die Geschichte geht aber für Minolta nicht ganz gut aus. Man dachte, die Technologie genügend durch Patente geschützt zu haben, die von Leitz seit Ende der 1960er Jahre angemeldet wurden. Leitz und Minolta hatten eine recht enge Kooperation während der 70er Jahre und Leitz entschied damals die Patente nicht selbst zu nutzen, sondern Minolta zu überlassen. Ein Patentgericht in New Jersey entschied aber 1992 abschließend anders. Honeywell hatte geklagt, dass ihre Technologie verwendet würde und bekam Recht, wie ich schon in meinem Beitrag zur Konica C35AF berichtet habe (siehe die Links dort). Anhand der gezahlten Strafen, die auch die anderen großen Kamerahersteller betrafen, kann man recht genau deren Marktstellung ablesen. Danach hatte Minolta mehr als 50% des SLR-AF Marktes. 

Die Strafe traf Minolta trotz des zunächst anhaltenden Markterfolges hart. Große Investitionen in die Entwicklung der nicht wirklich erfolgreichen APS Kameras spülten weitere Verlusste in die Bilanz, dann kam noch die digitale Fotorevolution, der man wohl finanziell nicht mehr gewachsen war. Man rettete sich zunächst (2003) in eine Fusion mit Konica, um dann schon 2006 das Kamerageschäft an Sony zu verkaufen. Sony verwendet allerdings heute noch das mit der 7000 AF eingeführte Bajonett und alle AF Objektive von 1985 können an den modernsten Sony DSLR Kameras verwendet werden. Das hier abgebildete Zoomobjektiv stammt von 1993, 1985 gab es ein 35-70 mit "fester" Blende f/4.

Datenblatt Erste moderne Autofokus SLR
Objektiv AF-Wechselobjektive mit Minolta A-Bajonett.
Verschluss Vertikaler, elektronischer Metall-Lamellenschlitzverschluß 1/2000s - 30s und B.
Belichtungsmessung Mittenbetonte TTL-Offenblendmessung, Empfindlichkeitseinstellung 25-6400 ASA. Computergesteuerte Belichtungsautomatik (P, A, S, M) mit P-shift. Belichtungskorrektur +/- 4 in 0.5 Stufen.
Fokussierung Autofokus mit AF-Motor in der Kamera. Schärfeindikator mit drei LED im Sucher, Datenkommunikation mit AF-Objektiv durch 5 Kontakte am Bajonett, manueller Fokus.
Sucher SLR, 94% des Bildfelds, Suchervergrößerung 0.85x. Anzeige von Blende, Betriebsart und Zeit durch LCD Display.
Blitz Mittenkontakt im Zubehörschuh und Synchronbuchse (X). 1/100s Synchronzeit. Zusätzliche Kontakte für Systemblitz, TTL Blitzmessung.
Filmtransport motorisch bis zu 2 B/s, Rückspulen ebenfalls per Motor.
sonst. Ausstattung elektronischer Selbstauslöser, keine Abblendtaste, Anschlussmöglichkeit für Computer-Rückwand mit erweiterten Kamerafunktionen, Anschluss für elektrischen Fernauslöser, DX-Kodierung wird unterstützt.
Maße, Gewicht ca. 138/92/52 mm, 555g ohne Objektiv und Batterien
Batterie 4 x AAA, optional andere Batteriehandgriffe für AA oder Li-Batterien mit erhöhter Kapazität.
Baujahr(e) 1985-1988
Kaufpreis, Wert heute $500 (1985), heutiger Wert ca. US$30
Links Manual (english), Wikipedia, Marc's Seite, Werbung (Video von 1986),Shutterbug list of top 20 cameras of all times, Schnittzeichnung

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