2012-07-10

Verschlusszeiten-Tester


Angeregt durch verschiedene Websites (siehe auch unten) habe ich mir schon vor einiger Zeit einen elektronischen Verschlusszeiten-Tester gebaut. Das Ganze mit der einfachst-möglichen Schaltung (Photodiode, Widerstand und Batterie in Reihe an einen Klinkenstecker) für den Mikrophon-Eingang des Laptops, welches mittels eines Freeware Audioprogramms die Hauptarbeit, sprich die Zeitmessungen erledigt. Wie hätte man sowas früher ohne Computer gemacht?


Wenn man genau hinschaut, kann man aus dem Bild oben die Schaltung nachbauen, die Photodiode stammt wie die meisten anderen Bauteile aus einem Elektronik-Baukasten, in Ermangelung eines einfachen 7kOhm Widerstands habe ich einen entsprechenden Drehpoti eingebaut. Nachdem alles richtig zusammengelötet war, ergab sich als größte Schwierigkeit das Signal zu verstehen, welches das Audioprogramm so schön aufzeichnet. Wie man anhand des Screenshots sehen kann, ist das Signal erstmal nicht eindeutig. Durch Vergleich verschiedener Messungen findet man aber schnell raus, was man am Ende ausmessen muss. Das Programm zeigt auch Millisekunden an, wenn man will. Ich fand es aber einfacher, direkt mit der Anzahl der Samples zu rechnen. Bei einer Abtastrate von 44100 Hz ergibt sich im Beispiel eine Verschlusszeit von 1/58 s (44100/761 ist ungefähr 58), nahe dran an der eingestellten 60stel. Die Feinstruktur der Linie mit derselben Strukturbreite kommt übrigends von der verwendeten LED, die im amerikanischen Netz eben mit 60 Hz "flackert". Wenn man Tageslicht nimmt, ist die Linie flach.


Unten seht ihr als Beispiel zwei Messreihen meiner Kameras als Funktion der Abweichungen vom Sollwert. Zunächst einmal war ich überrascht, wie genau der mechanische Schlitzverschluss meiner 43 Jahre alten Nikon F noch arbeitet. Alle Verschlusszeiten bis zur 250stel weichen weniger als 20% ab, das ist weniger als 1/3 Blendenstufe und wird von allen Filmmaterialien in der Regel so weggesteckt. Die Retina Reflex S ist noch mal fast 10 Jahre älter und hat mit dem Zentralverschluss auch das vermutlich empfindlichere "Organ". Da verwundert es nicht, dass viele Zeiten doch etwas länger sind als angegeben. Was die z.T. erheblichen Überbelichtungen bei den kürzesten Zeiten angeht, habe ich noch meine Zweifel bezüglich der Messmethode. Berichte im Netz sagen, dass eine verbesserte Schaltung mit zwei Photodioden hier korrektere (also kürzere) Ergebnisse liefert. Das werde ich bei Gelegenheit aber mit dem elektronisch gesteuerten Schlitzverschluss meiner Nikon FE2 ausprobieren (wenn ich neue Batterien dafür habe). 

Alles in allem eine wirklich nette Bastelei, auch für ungeübte Elektronik-Laien. Hier noch ein paar Links zu weiteren Anleitungen: Lalo B, Kiev Survival, Baytan, Buonaluce, photo.net, etc...

2 Kommentare:

  1. Hallo!
    Man kann auch die Verschlusszeiten mit einem System aus der Kameratechnik überprüfen. Ich besitze einen Koffer von einem Vertreter für Kameras ( noch aus analogen Zeiten). Darin ist ein System mit einer Lichtquelle vor die man eine Kamera halten kann. Auf die andere Seite des Verschlusses wird ein Lichtsensor positioniert. Dann löst man aus und kann die Verschlusszeiten auf dem System ablesen. Da ich den Koffer erst vor kurzer Zeit bekommen habe konnte ich das Ganze noch nicht richtig ausprobieren.

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    1. Na klar! Solche Systeme gab es (bzw. gibt es irgendwo), man kann sie aber leider nicht generell kaufen. Mir ging es darum, zu zeigen wie man auch mit Hausmitteln Verschlüsse testen kann. Hier im Blog habe ich insgesamt drei Verfahren vorgestellt und auch verglichen (siehe unter menu-punkt "photo experiments"). Wenn Du magst, probiere doch deinen Koffer mal richtig aus und berichte darüber. Wenn das klappt und gut wird, können wir das gerne hier im Blog veröffentlichen. Viele Grüße
      CHristoph

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