2011-03-14

Georg Eastman

Heute vor 79 Jahren starb George Eastman. Grund genug, an diesen Fotopionier und Unternehmer zu erinnern, der vor allem anderen die Fotografie zu einem Massenprodukt gemacht hat. Jedermann, so seine Vision, sollte in der Lage sein, eigene Fotos zu machen. Er wollte dabei mit seinem Unternehmen (nicht ganz uneigennüzig!) helfen und sein Slogan lautete daher: „You Press the Button, We Do the Rest“ und er war dabei sehr erfolgreich.
Gestorben ist er übrigends im Alter von 77 Jahren durch eigene Hand, nachdem ein Rückenmarksleiden ihm immer größere Schmerzen  bereitete und er nicht auf die Pflege anderer angwiesen sein wollte. Er konnte als echter Selfmade-Millionär aus einfachsten Verhältnissen auf ein großes Lebenswerk zurückblicken und hatte in seinen letzten Jahren viel von seinem Vermögen an wohltätige, wissenschaftliche und kulturelle Zwecke gespendet. George Eastman war nicht verheiratet und hinterließ keine Kinder. Seine Asche wurde im Kodak-Park auf dem Gelände seiner Firma in Rochester, NY beigesetzt.
Viele Menschen halten George Eastman für einen großen Erfinder und er hat nachweislich auch einige wichtige Patente angemeldet und dann auch erfolgreich vermarktet. Sein größtes Geschick bestand aber darin, die Ideen und Erfindungen anderer zu erkennen, diese abzukaufen und zu seinem Nutzen und im Sinne seiner unternehmerischen Vision zu nutzen. Im Alter von 25 Jahren wechselt er in die Fotobranche und meldet ein erstes eigenes Patent an (US 226,503), ein Verfahren zur Herstellung von Trockenplatten, und gründet auf dessen Basis zusammen mit einem Investor seine Firma. 1884 kauft er dann Wiliam Walker für 40,000$ die Idee zum Rollfilm (zunächst noch auf Papierbasis) ab, stellt ihn ein und schickt ihn später als Auslandsvertreter nach London. Den transparenten Film auf Zelluloidbasis hat er auch nicht selbst erfunden. Hierzu heuerte er den Chemiker Henry M. Reichenbach an, der aber zusammen mit Eastman erleben musste, wie der Prediger Hannibal Goodwin dieselbe Idee schon zwei Jahre früher hatte. Eastman zahlte später 5 Millionen $ an den Konkurrenten Ansco (Rechteinhaber des Goodwin-Patents) als Entschädigung für die Patentverletzung, denn Eastman ließ schon fleißig produzieren. 

Auch die legendäre Kamera "Kodak No. 1", die dem Unternehmen später ihren Namen geben sollte, ließ er von Frank A. Brownell konstruieren. Eastman kaufte sich die Dienste von Brownell zusammen mit dessen Unternehmen. Immerhin hießen viele einfache Kodak-Kameras später liebevoll Brownie.  Die Kodak No. 1 diente zunächst einzig dem Zweck, Eastmans Rollfilm unter die Leute zu bringen. Sie wurde inklusive Film (denn der musste in Dunkelheit ge- und entladen werden!) für 25$ verkauft, die Kunden brachten den Apparat zu Eastman zurück und erhielten ihn mit einem neuen Film geladen und den Abzügen für 10$ jeweils zurück. Den sogenannten "Daylight Loading Film", also den Rollfilm mit dem vor Licht schützenden Rückseitenpapier hat S.N. Turner, ein Kamerahersteller aus Boston, erfunden. Seine Firma sowie weitere Rechte an der Film Verpackung von Parker B. Cady kaufte Eastman kurzerhand und schlachtete auch diese Erfindungen aus. 
Und so geht es auch nach dem Tode von George Eastman weiter. Seine Nachfolger schaffen es ebenfalls, rechtzeitig kleinere Firmen zu kaufen, bevor diese zu Konkurrenten werden können oder sich die Dienste von pfiffigen Erfindern (z.B. Leopold Godowsky und Leopold Mannes) zu sichern. Diese Unternehmensphilosophie half Kodak auch, den Untergang der analogen ("Film")-Fotografie als Unternehmen zu überleben. Neben der deutlich jüngeren und heute doppelt so großen Fujifilm (1934-heute) ist Kodak der einzige der ehemals großen Foto- und Filmkonzerne, die noch am Markt sind. Andere frühere große Konkurrenten haben das nicht geschafft. Hier ein paar Namen: Ansco (1842-1980), Agfa (1867-2005) , Gevaert (1894-1964), Konica (1873-2006), NPG (1894-1948), Polaroid  (1937-2001) und andere. Herzlichen Glückwunsch Eastman Kodak! Zumindest den Namen "Kodak", einer der ersten strategisch gewählten Kunstnamen für eine neue Marke, hat George Eastman selbst erfunden, obwohl...auch hier gab es Streit!

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